GESCHICHTE DES BLOFELDER MUSIKZUGS
Auszug aus der Laudatio von Kurt Hess, dem Ehrenvorsitzenden der FF Blofeld, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Musikzugs:
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
seit der Gründung dieses Musikzuges sind zwar 25 Jahre vergangen, doch wenn man wie ich, als ehemaliger Vereinsvorsitzender der FFW Blofeld, die ersten 20 Jahre diese Musikzuges sozusagen mittendrin begleitet hat, sind die Erinnerungen doch noch nicht so verstaubt und noch ziemlich gut abrufbar. [...]
...25 Jahre Musikzug der FFW Blofeld !
Wenn in einem Ort, im Besonderen einem kleinen Ort wie Blofeld, ein Vereinsjubiläum gefeiert wird, macht sich unter den Mitgliedern und Einwohnern eine gewisse Euphorie breit, clevere Vereinsführungen schüren und forcieren eine solche Euphorie noch, um dieses Fest letztlich zum Gelingen, zum Erfolg und zur allseitiger Zufriedenheit zu führen.
1978 feierte die Blofelder Feuerwehr ein solches Fest, 40 Jahre Bestehen mit Fahrzeugübergabe und... und... und... Zu diesem Anlass gab es in den Reihen unserer Feuerwehr auch Musikbegeisterte, die sich die Auftritte vieler Musikzüge, Musikvereine und Musikgruppen zu diesem Jubiläum sehr genau ansahen und anhörten, sich zu Nutze machten mit der Bemerkung: "Das können wir mit genügend Übung auch!" Sie entfachten damals eine riesige Begeisterung für diese Art von Musik im Ort. Dies waren schon 1978 die ersten Anzeichen und Hinweise auf eine eventuelle Gründung. Doch bis es hierzu überhaupt kommen konnte, mussten, um nicht auf Sand zu bauen, viele, viele Hausaufgaben gemacht werden.
Skepsis, Kopfschütteln, gar Ablehnung, waren zunächst die Reaktionen im Umfeld. Der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr musste von diesem Ansinnen überzeugt werden, denn diese Musikgruppe sollte ja als Abteilung in der Freiwilligen Feuerwehr integriert werden, so die Vorstellung der "Begeisterten", und ohne finanzielle Unterstützung ging da wohl gar nichts!
Fragen über Fragen standen an: Wie viel müsste finanziell investiert werden? Wie reagiert die Jugend? Denn der Nachwuchs sollte bei einem solchen Unterfangen auf jeden Fall gesichert sein. Ist die Mitarbeit in dieser Musikgruppe abträglich für die drei Jahre zuvor gegründete Jugendfeuerwehr? Ist in dem kleinen Ort, nicht einmal 500 Einwohner, überhaupt so viel Substanz an Mitwirkenden vorhanden, um alle Abteilungen des Vereins zu beleben? Ausbilder mussten her! Was wird, wenn nach verflogener Anfangseuphorie die Lust abhandenkommt? Wurden dann mit Vereins - und anderen öffentlichen Geldern Fehlinvestitionen getätigt?
Sie sehen, die Verantwortlichen haben es sich damals nicht leicht gemacht, um hier die richtige Entscheidung zu treffen. Der Vorstand gab schließlich im November 1979 grünes Licht und am 10. Dezember 1979 kam es zur Gründungsversammlung dieser neuen Musikabteilung.
Das Interesse war groß und im Jahresbericht 1979 des 1. Vorsitzenden ist unter anderem zu lesen: " Am 10.12.79 hat eine Musikabteilung innerhalb unseres Vereins ihre Arbeit aufgenommen. Zurzeit besteht diese aus 21 Musikerinnen und Musikern. Von diesen wurde Karl Friedrich Sauer zum Abteilungsleiter und Dirigenten gewählt."
Vereinsmitglieder, die nicht so sehr mit Vereinsarbeit befasst waren, sich aber den Weg zur jährlichen Jahreshauptversammlung nicht nehmen ließen und lassen, sahen sich verdutzt an und glaubten an einen verspäteten Aprilscherz.
Der erste Auftritt erfolgte schon am 24. Dezember, zum Heiligabend-Gottesdienst in der Blofelder Kirche. Dies natürlich von Leuten, die schon vorher einmal ein Instrument in den Händen hatte. Auch bei diesem Auftritt wurde wiederum ein so großes Interesse für die Musikabteilung geweckt, dass es Ende Januar 1980 schon 25 Mitglieder, darunter 14 Jugendliche, waren, die sich in dieser Musikgruppe betätigten.
Es begann eine beispielhafte Aufbauarbeit und für einige Verantwortliche des Vereins hieß es nun, auf Grund des schnellen Wachsens, Ärmel hochkrempeln um diesen Musikzug in geordnete Bahnen lenken, damit der Bestand auch zukünftig gesichert sei.
Aus Spenden, Zuschüssen, Privat- und Vereinsmitteln wurden vor allem Instrumente, Noten, und Uniformen beschafft. Der Übungsbetrieb musste geordnet ablaufen, denn geübt wurde wie besessen.
Der erste Auftritt vor breiter Öffentlichkeit erfolgte schon an Himmelfahrt 1980, knappe 6 Monate nach Gründung. Sicherlich war dies kein Ohrenschmaus für Kenner, doch den Mut aufzubringen, nach so kurzer Zeit und mit einer überwiegenden Zahl von Anfängern, vor einem größeren Publikum aufzutreten, darüber wird heute noch ab und an geredet. Auch darüber, ob es angebracht war, nach so kurzer Zeit in die Öffentlichkeit zu gehen, gibt es heute noch unter Musikern und Mitgliedern verschiedenen Meinungen.
1982 wagte man sich sogar, aus Anlass des Hessischen Landesfeuerwehrtages, zum Wertungsspielen nach Bad Soden. Hier belegte der Musikzug Blofeld, man konnte nur staunen, in seiner Klasse den zweiten und in der Gesamtwertung den 6. Platz. Sicherlich zu diesem Zeitpunkt ein stolzes aber auch kaum erwartetes Ergebnis.
Im Rahmen dieser Anfangsjahre muss der Name Karl Friedrich Sauer genannt werden. Ich möchte meinerseits einen Namen aus diesen Anfangsjahren des Zuges hinzufügen, ein feiner Mensch, großer Fan der Blasmusik, mit hohem Sachverstand, zu dieser Zeit bei der Landesregierung in Wiesbaden (Ministerium des Innern) für solche kulturellen Dinge zuständig: Ministerialrat Werner Ochs, ohne seine Hilfe hätte unser Verein Feuerwehr diese Anfänge, besonders aus finanzieller Sicht, nie bewältigen können.
Nach stetigem "auf" gab es immer wieder einmal ein "ab". Bedingt durch Kompetenzgerangel in der Führung, gab es ein gewaltiges "ab" um Ende 1983/Anfang 1984 zu verzeichnen.
Angesteckt durch dieses Gerangel in der Führung ging dieser Virus auf die Mannschaft über, zu einem Kampf fast jeder gegen jeden, ... gar manchmal standen einem die Haare zu Berge!
Nur mit gewaltigen Anstrengungen konnte der Fortbestand gesichert werden.
In den Folgejahren kamen und gingen Musikerinnen und Musiker, sicherlich wie auch anderswo. Selbsternannte Stars betraten die Bühne des Geschehens, mussten in die Gemeinschaft eingeordnet werden, oder gingen wieder. So hat gar manche Musikerin oder Musiker im Laufe der Jahre lernen müssen, dass man allein nur ein Rädchen in der Gemeinschaft sein kann und in einem solchen Gebilde vorrangig Kameradschaft, Gemeinsinn und das Miteinander zählen!
Ein Riesenproblem war bis zum Jahre 1991 unsere Raumnot. Es fehlte in Blofeld an öffentlichen oder privaten Räumen / Sälen. Man stelle sich vor, 20 / 25 / 30 und mehr Musikerinnen und Musiker, 1989 waren es gar 47 (36 in Zugbesetzung und 11 in Ausbildung) in unserer "Notunterkunft"...
Anzubieten hatten wir anfangs einen Feuerwehrraum von ca. 40 m2 und ab 1983 eine zusätzliche Holzbaracke von ca. 60 m2, die in Eigenhilfe an diesen Feuerwehrraum angebaut wurde.
Diese Raumnöte wurden, welch ein Segen für den Musikzug, für die gesamte Vereinstätigkeit und für alle Blofelder, mit der Einweihung dieses Bürgerhauses 1991, beseitigt.
Zu Beginn des Jahres 1984, als K.F. Sauer sein Amt zu Verfügung stellte, gehörten dem Musikzug 44 Musikerinnen und Musiker an. Jo Kipper hieß der neue Dirigent und Ausbilder, der am 1. April 1984 seine Arbeit aufnahm. Er übernahm fürwahr keine leichte Aufgabe, denn der Abgang des Vorgängers hatte Spuren hinterlassen und große Auftritte, wie Himmelfahrt, das Maifest in Blofeld und der geplante Auftritt zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr auf der Insel Nordstrand standen bevor.
Auch diese Hürde wurde mit Bravour gemeistert, unsere Freunde auf der Insel Nordstrand waren begeistert!
Zum Jahresende 1987 schied der Dirigent Jo Kipper auf eigenen Wunsch aus. Im Rahmen einer kleinen Feier übergab er den Dirigentenstab an seinen Nachfolger Jürgen Hoffmann.
So fungierte Jürgen Hoffmann, der für sein enormes musikalisches Gehör bekannt war, dies erlebten auch seine Musikerinnen und Musiker, bis zum Jahresende 1991.
Anschließend hatte die Weiblichkeit das Sagen im musikalischen Bereich, es folgte Sabine Reif, die als aktive Musikerin aus dem Blofelder Musikzug kam. Sie war Dirigentin bis 1995.
1995 übernahm für 17 Monate wieder ein Dirigent die Tätigkeit, der Zug lernte Otto Gerlach als Dirigenten kennen.
Im Oktober 1996, Otto Gerlach war verstorben, übernahm wiederum eine Dirigentin den Stab und hält den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Blofeld bis heute auf hohem Niveau:
Petra Winter.
Wenn wir uns an Namen erinnern, lassen Sie mich, stellvertretend für alle, die diesen Musikzug in welcher Form auch immer unterstützten, noch drei Namen hinzufügen:
Von 1984 bis 1990 Geschäftsführer des Musikzuges, der Herzblut für diese Musik und den Fortbestand dieses Musikzuges gab und 1990, leider all zu früh, völlig überraschend verstarb:
Otto Schultheis.
Von Anfang an dabei, auch als aktiver Musiker und von 1979 bis 2004, also 25 Jahre lang, kümmerte er sich als Rechner um die Finanzen des Musikzuges:
Alfred Nohl.
Einen dritten Namen darf ich nennen: Von 1984 bis heute 2004, somit seit 20 Jahren, Abteilungsleiter der Musikabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Blofeld:
Peter Jansen.
Werte Gäste, mit dem Jahr 2004 sind wir also beim "Heute" angekommen. Heute ist unser Musikzug, man kann nicht sagen ausgewachsen, aber so herangewachsen, dass er in sich gefestigt hat, gefragt und begehrt ist. Der Terminkalender ist voll und so mancher Termin kann aus Zeitgründen gar nicht mehr angenommen werden.
In Blofeld selbst ist er fester Bestandteil bei verschiedensten Veranstaltungen der Feuerwehr, beim Weihnachtsgottesdienst, Volkstrauertag und vielen anderen Gegebenheiten wie Familienfeiern oder Ständchen geworden.
Bleiben wir noch ein klein wenig beim heute. Blicken Sie einmal über die Gesichter der Zugbesetzung hinweg und beleuchten Sie das Lebensalter der einzelnen Mitglieder: Von 12 bis 76 Jahre, die verschiedensten Altersstufen!
Ich möchte aber auch auf diese Altersstruktur hinweisen, weil ich meine, wer seine Freizeit bereitstellt um ehrenamtlich tätig zu sein, wer mithilft für Jugendliche und auch ältere Menschen auf der Grundlage Musik einen Konsens und eine Gemeinschaft aufzubauen, die auch anderen noch Spaß und Freude bereitet, leistet Großartiges.